Die Erde bebt in Nepal

Das fürchterliche Erdbeben in Nepal vom 25. April 2015 hinterliess eine  unglaubliche Zerstörung! In grossen Teilen des Landes wurden ganze Dörfer vernichtet und die Bewohner, meist am Existenzminimum lebende Kleinbauern-Familien, verloren ihr spärliches Hab und Gut. Im Kathmandutal verloren nicht nur viele Bewohner der Städte Kathmandu, Patan, Bhaktapur und der umliegenden Dörfern ihre Häuser, das Land verlor auch einen erheblichen Teil seiner historischen Bauten und die Weltgemeinschaft einen Teil des UNESCO Kulturerbes. Jahrhundertealte Kulturstätten wurden in Sekunden zu Schutt!

Das Wohnhaus und Atelier von arte habitat gehörte zum Glück zu den erdbebenfesten. Auch die dort lebende Familie, Gyan, Binu und ihr Sohn Ayush wurden nicht verletzt. Eine Erleichterung! Aber viele unserer Freunde, ehemalige Mitarbeiter und ihre Familien verloren ihr Haus, Familienmitglieder und die materielle Existenz.
Sinnvolle, unbürokratische und achtsame Hilfe zur Selbsthilfe war und ist noch heute gefordert. Wir engagieren uns seit Jahren persönlich und privat in diesem Land und kennen die Verhältnisse. Nach dem Beben wurde zusammen mit Gyan Waiba und Rajesh Lama, den langjährigen Mitarbeitern von arte habitat, abgeklärt, wo Unterstützung im Alltag der Menschen sinnvoll und schnell realisierbar war.
In einem ersten Schritt unterstützen wir das Volunteer-Projekt der Fakultät Art & Design der Kathmandu University, wo Kunstschaffende wie Gopal Kalapremi Shrestha sich ebenfalls persönlich engagierten. Zwei Wochen nach dem Beben sind bereits 126 Freiwillige dabei, im Dorf Bungamati, südlich von Kathmandu Einsätze zu leisten. Unter den Helfern ist auch Gyan Waiba. Die Freiwilligen bauen in Bungamati temporäre Bambushäuser, provisorische Unterstände für Schulunterricht, Toiletten und organisieren medizinische Unterstützung sowie Maltherapien für die traumatisierten Kinder.

 

In einem zweiten Schritt besuchten Gyan Waiba und Rajesh Lama im Kavre Distrikt, östlich vom Kathmandutal, die Dörfer Ladkupauwa, Dandagau und Chialty um zu prüfen, wessen Häuser zerstört worden waren und wer am dringensten Schutz vor dem Monsunregen und Nahrungsmittel benötigte.Wir wählten diese Dörfer, weil sie einerseits nicht leicht erreichbar sind und andererseits hauptsächlich von der unterprivilegierten Volksgruppe der Tamangs bewohnt werden. 

Als Zielgruppen in diesen Dörfern wählten wir Frauen mit Kindern und alte Menschen. Diesen lieferte unser Team Zinkwellblech, damit regendichte Unterkünfte noch vor der Monsunzeit aufgestellt werden konnten. Mit der finanziellen Unterstützung von Freunden und eigenen Mitteln konnte arte habitat für 10 Wellblechunterkünfte das benötigte Baumaterial liefern.

 

Die durchschnittliche Grösse der 10 Unterkünfte beträgt 30 Quadratmeter. Die 10 Unterkünfte bieten rund 60 Bewohnern und ihren wenigen Habseligkeiten Schutz vor der Witterung. Für eine Unterkunft von 30 Quadratmetern werden rund 80 m2 Zinkblech benötigt. Die Kosten des Zinkbleches belaufen sich mit dem Transport bis in die Dörfer auf Fr. 5.- pro Quadratmeter oder Fr. 400.- für eine Unterkunft von 6 Personen. Als Träger des Baumaterials wurden die örtlichen Dorfbewohner eingebunden. Ladkupauwa befindet sich einen Tagesmarsch von der nächsten befahrbaren Strasse, die anderen Dörfer und Häuser ein paar Wegstunden. Als Gerüstmateriel für die Unterstände wurde lokaler Bambus verwendet, den die Dorfgemeinschaften zur Verfügung stellten.

 

In einem dritten, längerfristigen Schritt wollen wir den betroffenen Menschen beim Wiederaufbau ihrer Häuser Unterstützung bieten. Für die Arbeiten werden wir uns bekannte Handwerker vor Ort einbinden und soweit wie möglich, lokales Baumaterial verwenden.

 

(Fotos mady by Gyan Waiba and Rajesh Lama)